Du Herbert. Ein Einblick in die Grausamkeit (UA)


von Lydia Haider, Judith Goetz, Martina Weitgasser



Premiere 22. März 2023 am Schauspielhaus Wien


weitere Aufführungen am 24.3., 25.3., 28.3., 29.3., 31.3., 1.4., 4.4., 5.4.23 um 19h



Besetzung: Vera von Gunten, Clara Liepsch
Autorin: Judith Goetz, Lydia Haider, Marina Weitgasser
Regie: Antje Schupp
Raum: Antje Schupp, Christoph Rufer
Kostüme: Christoph Rufer
Musik: Martin Gantenbein
Ton & Licht: Christoph Pichler
Dramaturgie: Andreas Fleck
Textanimation: Andrea Gabriel
Skulptur: Oliver Mathias Kratochwill
Regieassistenz: Melina Papoulia



Foto ©www.marcelkoehler.com


DU HERBERT
Ein Einblick in die Grausamkeit
von Lydia Haider, Judith Goetz, Marina Weitgasser
URAUFFÜHRUNG
Regie: Antje Schupp

Premiere am 22. März 2023, 19:00 Uhr

Veranstaltungsort: Glaskubus am Heldenplatz
Treffpunkt und Abendkassa (ab 18:00 Uhr geöffnet) im Foyer des Haus der Geschichte Österreich (hdgö), Heldenplatz, 1010 Wien

Triggerwarnung:
DU HERBERT verhandelt männliche Gewalttaten und arbeitet mit expliziten Schilderungen von Femiziden, Suizid sowie sexualisierter oder häuslicher Gewalt.

Vorstellungsdauer: ca. 70 Minuten, keine Pause

Für alle, die keine Tickets mehr bekommen haben: Per Handy und QR-Code kann der Ton auch außerhalb des Glaskubus kostenlos mitgehört werden!

Männliche Gewalt ist allgegenwärtig. Ob in Beziehungen, im Berufsleben, an öffentlichen Orten oder in dunklen Ecken: Es sind in der Regel Männer, die zerstören, verletzen, rauben, morden, über andere herfallen, Macht und Kontrolle ausüben und ihre langsam bröckelnde Vorherrschaft um jeden Willen verteidigen wollen. Sie stellen somit eine Bedrohung für sich selbst und ihre Umwelt dar, glauben sich dennoch stets im Recht und als Maßstab aller Dinge. So sind die toxischen Verhaltensweisen letztlich Beweis dafür, dass bestimmte Männer nie gelernt haben, mit Konflikten, Streit und Abweisung konstruktiv umzugehen sowie die mit männlicher Sozialisation verbundenen Privilegien einer kritischen Reflexion zu unterziehen.

2020 hat das Autorinnen-Team Judith Goetz, Lydia Haider und Marina Weitgasser ein Jahr lang 450 Screenshots der orf.at Startseite (Chronik Österreich) gesammelt, um zu dokumentieren, in welcher Fülle und Rasanz die unterschiedlichsten Taten von Männern begangen werden. Sie liefern die Grundlage für eine vielschichtige Auseinandersetzung, die sich aus dokumentarischen, literarischen wie auch wissenschaftlichen Elementen speist und ein hybrides Textformat entstehen lässt. Es wird deutlich: Die Auswirkungen des Patriarchats sind keine Minute länger erträglich.

Im Protagonisten Herbert verdichten sich die vielfaltigen Männlichkeiten sowie auch Gewalttaten. Er löst die Ignoranz wie auch Abgestumpftheit über die täglichen Berichte auf und liefert Innenansichten, ohne jedoch nach Legitimationen oder Verständnis zu suchen.

Die Regisseurin Antje Schupp greift auf Lydia Haiders literarischen Text DU HERBERT zu und entwickelt eine Performance für zwei Schauspielerinnen im öffentlichen Raum. An einem der zentralsten Plätze Wiens macht das künstlerische Team diesen eklatanten und grausamen Aspekt österreichischer Zeitgenossenschaft, dessen Blutspur sich hinter den Schlagzeilen versteckt, für alle sichtbar. Wie kommt es, dass diese Taten in ihrer Masse überhaupt stattfinden können? Wann werden wir Zeug:innen und wann gönnen wir uns den Luxus wegzusehen, wenn Gewalt passiert?


Antje Schupp ist Regisseurin, Performerin und Autorin. Sie arbeitet spartenübergreifend, site-specific und auch häufig in internationalen Kollaborationen. Für DU HERBERT entwickelt sie die szenische und räumliche Umsetzung.

Lydia Haider lebt in Wien und Berlin als freie Schriftstellerin. Eine Stimme der österreichischen Literatur, die ihresgleichen sucht. Für DU HERBERT hat sie den literarischen Text verfasst.

Judith Goetz ist Literatur- und Politikwissenschaftlerin, Gender-Forscherin und setzt sich u. a. mit politischer Bildung und Bekämpfung von Rechtsextremismus auseinander. Für DU HERBERT hat sie den literarischen Text mit erklärenden Fußnoten zu den Taten ergänzt.

Marina Weitgasser lebt und arbeitet in Wien im Bereich Projektmanagement. Für DU HERBERT hat sie ein Jahr lang Screenshots von der Startseite von orf.at gesammelt und diese im Text platziert.

Die Publikation DU HERBERT. Ein Einblick in die Grausamkeit ist im Februar 2023 im Haymon Verlag erschienen.



ENGLISH


DU HERBERT
An insight into cruelty

Trigger warning:
DU HERBERT deals with acts of male violence and works with explicit depictions of femicide, suicide and sexualized or domestic violence.

Duration of performance: approx. 70 minutes, no intermission

For all those who did not get tickets: The audio can also be listened to free of charge outside the glass cube using a cell phone and QR code!

Male violence is omnipresent. Whether in relationships, at work, in public places or in dark corners: it is usually men who destroy, hurt, rob, murder, attack others, exercise power and control and want to defend their slowly crumbling dominance at all costs. They thus pose a threat to themselves and their environment, yet always believe themselves to be in the right and the measure of all things. Ultimately, toxic behaviour is proof that certain men have never learned how to deal constructively with conflicts, disputes and rejection and to critically reflect on the privileges associated with male socialization.

In 2020, the team of authors Judith Goetz, Lydia Haider and Marina Weitgasser spent a year collecting 450 screenshots from the orf.at homepage (Chronik Österreich) to document the abundance and rapidity with which a wide variety of acts are committed by men. They provide the basis for a multi-layered examination that draws on documentary, literary and scientific elements and creates a hybrid text format. It becomes clear that the effects of patriarchy are no longer bearable.

The multiple masculinities and acts of violence are condensed in the protagonist Herbert. He dissolves the ignorance and numbness of the daily reports and provides an inside view without seeking legitimization or understanding.

Director Antje Schupp draws on Lydia Haider's literary text DU HERBERT and develops a performance for two actresses in public space. In one of Vienna's most central squares, the artistic team will make this blatant and cruel aspect of Austrian contemporaneity, whose trail of blood is hidden behind the headlines, visible to everyone. How is it that these acts can take place on such a large scale? When do we become witnesses and when do we allow ourselves the luxury of looking away when violence happens?





Kritiken



Kritik Nachtkritik

"Beeindruckende Performance"


Kritik APA

"Eine Show sondergleichen"


Kritik Der Standard

"Genius Loci"


ORF TV ab min 16:55

"Eine bewegend-bildgewaltige Performance am Heldenplatz"


Radio Ö1 ab min. 8:55

"Am Ende mischen sich Erleuchtung und Betroffenheit unter den begeisterten Applaus"


Kritik Wiener Zeitung

"Toxisch männlich"


Kritik FM4

"Männliche Gewalt im Überfluss"



Fotos ©marcelkoehler.com