Motezuma von Antonio Vivaldi
Dramma per musica in drei Akten. Libretto von Luigi (Girolamo?) Giusti
Premiere am 29. März 2018 am Theater Ulm
weitere Vorstellungen: 13.4. / 15.4. / 20.4. / 24.4. / 2.5. / 5.5. / 24.5. / 3.6. / 20.6. / 7.7.2018
Musikalische Leitung: Michael Weiger
Regie: Antje Schupp
Bühne & Kostüme: Mona Hapke, Antje Schupp
Dramaturgie: Matthias Kaiser
mit: Martin Gäbler (Motezuma), I Chiao Shi (Mitrena), Helen Willis (Teutile), Maria Rosendorfsky (Asprano), Julia Sitkovetsky (Fernando), Christianne Bélanger (Ramiro)
Das Philharmonische Orchester der Stadt Ulm
TRAILER
Eine Seltenheit mehrfacher Art setzt die beliebte Tradition des Ulmer Musiktheaters fort, Werke der musikalischen Vorklassik wiederzubeleben. Antonio Vivaldis Oper MOTEZUMA ist nicht nur eine Rarität in der Stoffwahl, sondern auch eine Wiederentdeckung der Musikforschung im späten 20. Jahrhundert. Einen der ersten und brutalsten Kolonisationsfeldzüge, die Zerstörung des Atzteken-Reiches unter Motezuma, nahm sich der umjubelte venezianische Opernkomponist 1733 zum Thema und gab der grausamen Geschichte eine geradezu utopistische Wendung: Hernán Cortés und der Atzteken-König reichen sich die Hand im Friedensschluss. Erst 1999 wurden große Teile der Handschrift wiederentdeckt und für die Musikpraxis erschlossen. Nur sehr wenige Einstudierungen dieses ganz besonderen Werkes hat es seitdem an deutschen Opernhäusern gegeben – das Ulmer Musiktheater wird ab 2018 dazugehören.
Ungefähr zeitgleich mit dem Tod Moctezumas (1520) begann die Kolonialisierung Süd- und Mittelamerikas durch die Spanier. Die Ermordung der indigenen Bevölkerung, die Ausbeutung von Rohstoffen, das Importieren von Krankheiten und das Exportieren billiger Arbeitskräfte haben bis heute Spuren hinterlassen. Das Prinzip, dass für wirtschaftliche Profite und den Erhalt der politischen Vormachtstellung Menschenrechte gebrochen und Kriege geführt werden "dürfen", gilt bis heute. Früher legitimierte eine päpstliche Bulle, dass von nun an das Land X dem (natürlich katholischen!) König von Y gehören dürfe. Heute darf nur die UN genehmigen, ob ein Krieg geführt werden darf oder nicht, aber nachweislich finden auch ohne diese Legitimierung Kriege statt. Was von einer zerstörten Kultur übrig bleibt, findet sich mit etwas Glück irgendwann im Museum wieder. Die Azteken haben die Ehre, ihre letzten Überbleibsel in Kunstausstellungen und angesehenen Auktionshäusern bewahrt zu wissen, die jedoch mehrheitlich in Europa liegen. Die Rechte und Interessen von indigenen Bevölkerungen weltweit spielen hingegen bis heute nach wie vor kaum eine Rolle.
PRESSE
Bayrischer Rundfunk BR24: "Randale in der UNO" (von Peter Jungblut)
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Augsburger Allgemeine: "Ein intensiver Abend mit Vivaldi" (von Dagmar Hub)
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Augsburger Allgemeine: "Diese Geschichte ist erschreckend zeitlos" (Zuschauerstimmen)
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Südwestpresse: "Nachts im Museum: Motezuma" (von Jürgen Kanold)
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alle Fotos ©Jean-Marc Turmes